Planlos lief Damon durch die Gegend, auf der Suche nach frischem Blut. Bereits seit Tagen hatte er nichts vernünftiges mehr zwischen die Zähne bekommen. Ein frischer Blutstropfen rann ihm von einem seiner spitzen Reißzähne hinab und endete auf dem kalten Betonboden. Lange hatte er sich nicht mehr so gut gefühlt wie an diesem Abend. Nachdem Elena ihm eine Nachricht geschrieben hatte, hatte er sein Handy ausgeschaltet. Derzeit wollte er sich von ihr nicht stören lassen oder auch von Stefan nicht. Er brauchte seine Ruhe und ihm war bewusst, wo er diese bekommen konnte. Er setzte sich auf einen Stein und sah auf das Grab, welches sich vor ihm erstreckte. "Du hast mir da wirklich eine unlösbare Verantwortung aufgetragen", murmelte er und kam sich sichtlich albern vor, dass er mit einem Toten sprach. Er hatte seinem Saufkumpanen Alaric einst versprochen, auf die ganzen 'Kids' in Mystic Falls achtzugeben, doch inzwischen bereute er dieses Versprechen. Er war einfach nicht bereit dazu, auf einen Haufen von Vampiren Acht zu geben, die eh nicht auf ihn hören wollten. Er war ja bloß der große böse Vampir, der wohl ewig im Schatten seines kleinen Bruders stehen würde, den wohl jede Mutter als Schwiegersohn gern gesehen hätte. Aber das war nicht Damon. Damon war, ja, nun einmal Damon. "Auf dich, mein Freund", sprach er weiter, erhob kurz die Flasche und nahm daraufhin einen großen Schluck von dem Bourbon, den er in der Hand hielt. "Mein Bruder hat die Frau bekommen, die ich liebe und auch sonst hat sich offenbar die ganze Welt gegen mich verschworen. Also, wieso sollte ich noch weiter hier bleiben?", fragte er, mehr sich selber als den Grabstein vor sich. Erschrocken hielt er kurzzeitig die Luft an, als er plötzlich eine Bewegung neben sich vernahm. Langsam drehte er den Kopf zur Seite, in der Hoffnung, dort jemanden stehen zu sehen, den er nur zu gerne sehen würde. Aber es war niemand da, also streifte sein Blick erneut zu den sauberen Lettern, die in den Stein gemeißelt waren. "Wenn du das jetzt witzig findest, dann hast du deinen Sinn für Humor offenbar im Diesseits zurückgelassen." Erneut trank er einen Schluck. Sollte das vielleicht ein Zeichen seines Freundes sein? War er ihm viel näher als er es für wahrhaben wollte? Wie ich Trance schüttelte er seinen Kopf, sodass er diesen Gedanken sofort wieder verdrängen konnte. Es gab vielleicht soetwas wie Vampire, Wölfe und Hexen, aber das war ihm nun doch eine kleine Spur zu hoch. Fast schon selber musste er über sich lachen, wie er auch nur auf solch eine absurde Idee kommen konnte. Alaric lag einige Meter unter ihm und würde nicht hier plötzlich als unsichtbarer Geist Zeichen von sich geben, die auch Damon zu spüren bekommen würde. Sein Atem beruhigte sich allmählich wieder. Es war alles still um ihn herum, sodass er nur seinen regelmäßigen Herzschlag vernahm, der gegen seine Brust hämmerte. Erneut ein Schluck. In letzter Zeit hatte er wohl von seinem Lieblingsgetränk zu oft Gebrauch gemacht, aber es war im Moment das einzige Zeug, das all das betäubte, was ihm derzeit durch den Kopf schoss. Elena, Stefan, ja sogar Bonnie. Alles war so verwirrend für ihn. "Du hättest einfach nicht gehen dürfen", sagte er und schmetterte die noch halbvolle Flasche gegen einen Baum. Sofort versprang sie in tausend Teile. Der cremige Saft floss in sanften Linien die Rinde entlang und versickerte im feuchten Boden des Friedhofes. Ein Windzug durchzog die Blätter der Bäume und schien Damon etwas zuflüstern zu wollen, was er jedoch nicht wahrnahm. Viel zu sehr spielten seine Gedanken um ihn herum und vernebelten ihm beinahe die Sinne. Ob es an dem Alkohol lag oder vielleicht an der einen bestimmten Frau, vermochte er kaum zu beantworten.
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