Damon war wieder einmal drauf und dran ein kleines Massaker in der Gegend anzurichten. Er war blutdürstig und er war sauer. Wieder einmal lief es nicht so, wie er es sich vorgestellt hatte. Und dieses Mal versuchte er diese Wut nicht mit Hilfe des Alkohols zu unterbinden, wie er es sonst getan hatte. Er wollte einfach nur töten. Aber heute war auf den Straßen von Mystic Falls, nicht einmal im Grill schienen sich die Leute heute zu tummeln. Einen jämmerlichen Menschen hatte er an diesem Abend erwischt und das ärgerte ihn umso mehr. Schnellen Schrittes ging er auf den Wald zu, auch wenn ihm bewusst war, dass er dort außer Füchsen und Wölfen wahrscheinlich auch nicht fündig wurde. Aber er musste einen klaren Kopf bekommen. Woher diese plötzlich Wut gekommen war, wusste er nicht. Er wusste nur, dass sie da war und ihm die Sinne vernebeln wollte. Morsche Äste knackten unter seinen Füßen und der Wind pfiff ihn um die Ohren. Auch die Wolken, die sich am Himmel zu dunklen Wattebällchen verengten, störten ihn kaum. Dass der Regen bald in Strömen auf ihn niederprasseln würde, kümmerte ihn nicht. Er wollte reißen, zerfetzen, einen bleibenden Eindruck in dieser Stadt hinterlassen.
Doch weit kam er nicht in diesem Wald, als er plötzlich ein dumpfes Geräusch vernahm und seine Ohren spitzte, während er stehenblieb und lauschte. Ein unbekannter Geruch stieg ihm in die Nase, der keineswegs von einem Menschen stammte. "Ein Vampir", knurrte er, doch immer noch konnte er diesen Duft nicht zuordnen. Es musste ein neuer Vampir sein. Er war sich schließlich sicher, dass er so gut wie jeden Vampir und widerlichen Wolf in dieser Stadt bereits kannte. Also, von wem kam dieser Geruch? Er wusste nicht, wieso, aber diesem wollte er auf den Grund gehen und folgte der Spur, die ihn schon bald zu einem jungen Mädchen führte, das sich auf einem Baumstamm niedergelassen hatte. Normalerweise ließ er gegenüber Frauen den Gentleman heraushängen, aber er war sich sicher, dass er in diesem Fall eine Ausnahme machen konnte, denn sie schien kein normaler Vampir zu sein. Dieser Geruch war anders. Verlockender. Und es machte ihn misstrauisch. Schneller als ein Mensch hätte gucken können, stand er bei ihr, hatte sie gepackt und drückte sie gegen einen Baum. Das nicht gerade sanft. Mit kritischem Blick beäugte er sie. "Wer bist du?", fragte er in einem Tonfall, der keineswegs freundlich klang.

Er war doch sehr überrascht, als er sich plötzlich gegen einen Baum gedrückt fand. Mit einem wütenden Funkeln sah er sie an, wollte es sich allerdings besser nicht mit ihr verscherzen, denn er spürte deutlich, dass sie mehr Stärke als er vorzuweisen hatte. Also beruhigte Damon sich schnell wieder, obwohl seine Wut immer noch in ihm kochte und bei dem noch so kleinsten Zwischenfall zu explodieren drohte. Als sie ihn daraufhin wieder losließ, hätte er ihr am liebsten das Genick gebrochen, doch unterdrückte er diesen Drang, als er hörte, dass sie mit den Mikaelsons bekannt war. Er kannte diese Familie äußerst gut und hatte nur ungern das Verlangen danach, sich mit ihnen anzulegen. Obwohl er schon Ewigkeiten nichts mehr von ihnen gehört hatte und auch in Erinnerung hatte, dass nur noch Klaus, Rebekah und Elijah am Leben waren. Aber das spielte hier keine Rolle. Schon allein wenn er an diese Familie dachte, überkam ihn eine unangenehme Gänsehaut, die er nur schwer wieder losbekam. "Nenn mich einfach Damon", antwortete er ihr und hielt es für unnötig, seinen Nachnamen zu nennen. Er konnte dieser Frau, die ihm gegenüberstand, nicht vertrauen und wahrscheinlich war auch seine Familie, genauer gesagt er und sein kleiner Bruder Stefan, bereits bis zu dieser Emilia vorgedrungen. "Und sorry, aber ich begrüße die Leute gerne auf solch eine Art, da werden mich auch deine Brüder oder sonst wer nicht davon abhalten", meinte er und gab sich auch weiterhin keine Mühe freundlich zu sein. 'Woher kam nur diese Wut in meinem Bauch?', schoss es ihm durch den Kopf. Aber irgendwie wollte er gerade wirklich irgendjemanden gerade den Kopf abreißen. Wahrscheinlich lag es auch nur daran, dass IHN eine Frau am heutigen Abend wieder einmal den Laufpass gegeben hatte und das konnte er absolut nicht ausstehen. Niemand würde ihn so behandeln dürfen und dann denken, einfach so aus der Sache herauszukommen. Tatsache war, dass er ihr kurzerhand das Genick gebrochen hatte. Eine Leiche mehr oder weniger war für diese Stadt auch nicht weiter verwerflich.

Nun, offenbar hatte sie doch schon von ihm gehört. Aber das konnte Damon äußerst egal sein. Tatsache war, dass ihm dieses freche Getue dieses Mädels nicht in den Kram passte. Er ließ sich doch von so jemanden wie der nicht verarschen. Aber trotzdem wollte er versuchen, freundlich zu bleiben. Auch wenn ihm das große Überwindung kosten würde. "Redest du immer so viel?", wollte er von ihr wissen, als sie ihn kaum zu Wort kommen ließ und verschränkte die Arme vor der Brust. Mit erhobener Augenbraue sprach auch er direkt weiter, um ihr auf möglichst jedes Geplappere ihrerseits eine Antwort zu geben. "Ja ich kenn den Mikaelson-Clan nur sehr gut und ich muss sagen, dass sie mir wirklich ans Herz gewachsen sind", meinte er und versuchte kein Stück, die Ironie, die aus ihm herausklang, irgendwie zu verbergen. "Und wieso sollte es mich interessieren was oder wer du bist? Ich habe nicht vor, dich zu heiraten oder etwas in der Art." 'Wahrscheinlich reicht es nicht einmal für einen One Night Stand', schoss es ihm durch den Kopf, aber das ließ er unausgesprochen. "Womöglich bin ich auch für das Wetter verantwortlich, aber ich habe ehrlich gesagt keinen Gedanken daran verschwendet, auf jemanden wie dich zu hören, also werde ich mich nicht abreagieren. Wenn du so viel Wert darauf legst, dass deine Eltern nicht mitbekommen, dass du dich nachts herausschleichst, dann bleib eben zu Hause." Ja, wahrscheinlich war er sogar auf Streit aus, aber dieser dumme Ich-bin-kein-normaler-Vampir brachte ihn regelrecht zur Weißglut. "Soll ich Mamis kleines Schätzchen vielleicht noch nach Hause begleiten? Es lauern hier draußen ziemlich viele Gefahren und wir wollen doch nicht, dass dir etwas passiert." Mit dieser Aussage war er vielleicht etwas zu weit gegangen, aber hatte er es sich doch nicht verkneifen können. Ihm war klar, dass sie absolut nichts für seine derzeitige Laune konnte, aber wenn niemand sonst in der Nähe war, den er mit dieser Laune belästigen konnte, musste sie eben herhalten.

"Da bin ich ja wirklich beruhigt", erwiderte er darauf, dass es sich in nächster Zeit nicht ändern würde mit ihrem Geplapper. Er stockte mitten in seiner Bewegung und sah sie verwirrt an. "Wir sollen von DIR abstammen? Zu viel in Märchenbüchern gelesen oder was?" Immer hatte er angenommen, dass die Mehrheit der Vampire von Klaus abstammen, so auch er und sein Bruder, aber offenbar hatte er sich da wohl getäuscht, wenn es wirklich der Wahrheit entsprach, was diese Emilia von sich gab. Bevor Damon die Gelegenheit dazu hatte, sich allmählich wieder zu beruhigen und auf ein normales Level herunterzufahren, wurde er erneut gegen einen Baum gedrückt. Sauer sah er sie an. "Was bildest du dir eigentlich ein? Soll ich jetzt Angst haben oder was?", keifte er sie an, doch als sie den Griff verstärkte, kniff er leicht die Augen zusammen. Aber er wollte vor einer Frau nicht so leicht klein beigeben. "Dann reiß mir doch das Herz raus", knurrte er und musste zugeben, dass es ihm tatsächlich derzeit egal war, wo sein Herz landen würde. In ihm hatte sich bereits so viel angestaut, so viel negative Energie, die er irgendwo einfach loswerden wollte. Er hasste es, zugeben zu müssen, dass eine Frau stärker war als er selber, denn es kam äußerst selten vor, dass ihm jemand so sehr überlegen war, dass er nicht einmal annähernd gegen die Person etwas ausrichten konnte. Kampfbereit sah er ihr in die Augen, hielt diesem Blick allerdings nicht lange stand, als er einen stechenden Schmerz in seiner Brust verspürte. Sie hatte es tatsächlich gewagt, ihre Finger um sein Herz zu schließen. Deutlich spürte er, wie dieses gegen ihre Hand pochte und nicht mehr viel fehlte, um es an die frische Luft zu befördern. Angst keimte in ihm auf. Nun schien er doch zu weit gegangen zu sein. Aber sich noch einmal die Blöße geben und sich entschuldigen? Das war einfach nicht er. Nur würde ihm nichts anderes übrigbleiben, wenn er leben wollte. Aber wollte er überhaupt noch leben? War es ihm nicht inzwischen egal, was aus ihm wurde? Die Frauen liefen vor ihm weg, sein Bruder kehrte ihm inzwischen auch schon den Rücken. Was hatte er also schon groß zu verlieren? Kalter Schweiß rann ihm von der Stirn, sein zuvor ruhiger Atem hatte sich um das doppelte beschleunigt. "Okay ... okay, ich hab verstanden, dass ich gegen die nicht ankomme", meinte er daher keuchend und war für einen Moment stolz darauf, dass es nicht wie eine direkte Entschuldigung klang.

"Falls du den Sarkasmus vorhin nicht herausgehört hast: Mir liegt dieser jämmerliche Hybrid keineswegs am Herzen. Also? Ich bin ganz Ohr." Nachdem sie ihn losgelassen hatte, trat Damon einige Schritte näher auf sie zu, eine Hand ballte sich zu einer Faust. "Was meinst du damit, dass wir von dir abstammen?" Er konnte selber nicht genau sagen, warum es ihn so sehr interessierte, aber das tat es einfach. Bislang hatte er es hingenommen, dass sie von Klaus abstammen. Wenn dies jetzt aber doch nicht der Fall war, gab es vielleicht eine Chance, ihn einfach zu töten ohne selbst getötet zu werden. Endlich würden sie befreit von ihm sein. Niemand müsste mehr Angst vor ihm haben. Wenn es doch wirklich nur so einfach wäre. Er wollte sie keineswegs mehr provozieren, denn heute zu sterben war nicht unbedingt das, was er geplant hatte. Er schüttelte auf ihre Frage hin den Kopf. "Ich habe kein Tuch dabei, da muss ich dich enttäuschen", erwiderte er und lächelte ebenfalls leicht. Auch wenn ihm absolut nicht danach war, er wollte sie sich nicht zum Feind machen.

"Du verwendest wirklich Klaus und nett in einem Satz?" Er hob gleichgültig die Schultern. "Wie du meinst. Und hast du etwa Angst davor, dass ich dich schlagen könnte? ich dachte, du bist sowieso stärker als ich?!" Es war mehr Feststellung denn Frage. "Und umbringen würde ich eine Frau schon erst recht nicht. Da müsste schon einiges schwerwiegenderes Geschehen als so etwas. Aber wenn du doch bereit bist, es mir zu erzählen. Ich habe immer ein offenes Ohr." Er schritt hinüber zu ihrer Tasche und suchte dort nach einem Tuch für sie, denn nur ungern wollte er sein eigenes Blut am T-Shirt kleben haben. Als er endlich eines gefunden hatte, stockte er, als ihm ein Gemälde auffiel. 'Also kennen die sich wirklich', schoss es ihm durch den Kopf, ließ dieses allerdings in ihrer Tasche. Es gehörte sich schließlich nicht, in fremden Dingen herumzuwühlen. Langsam stand er wieder auf und reichte ihr das Tuch, dabei ließ er Emilia keine Sekunde aus den Augen. Man konnte ja nie wissen, ob sie sich letzten Endes nicht doch dazu entschließen würde, ihm die Kehle herauszureißen.

Er sah sie eine ganze Weile einfach nur stumm an, entschloss sich dann jedoch, sich zu ihr zu setzen. "Ein etwas absurder Deal, findest du nicht? Ich meine, du bist doch hier angeblich so vertraut mit ihnen, solltest du da nicht alles schon über sie wissen?" er zuckte jedoch nur gleichgültig die Schultern. Wenn das alles war, um mehr über das Erschafferband herauszubekommen, dann war Damon gerne bereit, ihr zu erzählen, was er wusste, auch wenn das wohl nicht sonderlich viel sein durfte. Aber er nickte. "Also gut, dann schieß mal los." er winkelte ein Bein an und stützte seinen Arm auf das Knie. Nun war er wirklich einmal gespannt darauf, was sie ihm hier jetzt auftischte. A propos auftischen: Allmählich nagte der Hunger doch gefährlicher an ihm als er es sich eingestehen mochte, aber das hier war nun wichtiger. Sein kleiner Abendsnack würde ihm schon nicht davonlaufen.

Geduldig hörte er ihr zu und nickte hin und wieder, aber trotzdem beantwortete diese Geschichte ihm eine entscheidende Frage nicht. "Okay, soweit habe ich alles verstanden. Bis auf eine Sache: Was hat das nun mit meiner 'Abstammung' zu tun? Wir hatten bislang immer angenommen, dass unsere Blutlinie zu Klaus zurückreicht. Stimmt das nun oder nicht?" Mit seinen Händen stützte er sich hinten im Gras ab und war doch reichlich verwirrt. Wieso hatten sie vorher nie etwas von den anderen beiden Familien gehört? 'Und wenn unsere Blutlinie doch nicht auf Klaus zurückreicht...', dachte er bei sich. Nachdem er noch die Antwort auf diese Frage erhalten hatte, würde er ihr alles erzählen, was sie über die Mikaelsons wusste. Aber was sollte das schon sein? Er wusste, dass Klaus, Elijah und Rebekah noch lebten. Zumindest hatten sie das getan als er sie zum letzten Mal gesehen hatte. Was heute aus ihnen geworden war, konnte er noch nicht einmal sagen. Aber er würde versuchen, sich an weitere Dinge zu erinnern, die doch in so weiter Ferne zu liegen schienen. Aber ja, da war noch eine Sache, die er ihr nicht verschweigen wollte ... Doch dazu später mehr, wenn seine Gedanken immer mehr Fakten aufgreifen würden.

Er nickte nur und stockte kurz bei ihrer Frage. Eigentlich hatte er nicht vor, ihr die Wahrheit zu sagen, warum er das alles so genau erfahren wollte. Aber er merkte schnell, dass er ihr nichts würde vormachen können, also konnte er auch direkt mit der Wahrheit ins Haus fallen. "Ich habe nicht vor, euch alle umzubringen. Nur einen bestimmten Urhybriden", knurrte er, während sich seine Augen verengten, als er an die vergangene Zeit zurückdachte. "Klaus hat uns so viel Leid zugetan. Hat meinen Bruder gezwungen, wieder sein altes Ripper-Ich anzunehmen, seine Gefühle auszuschalten, er hat ... meine Freundin fast umgebracht. Wieso sollte ich da nicht auf Rache aus sein? Aber es wäre cool, wenn du nachforschen würdest und ich kann nur hoffen, dass du nichts dagegen hast, wenn ich ihm die Kehle durchschneide." Er gab einen Seufzer von sich. "Ich bin ehrlich, Emilia. Ich weiß wirklich nicht viel über die Familie. Das letzte, was ich von ihnen mitbekam, war, dass Finn und Kol dem Jenseits einen Besuch abgestattet haben, Rebekah komplett am durchdrehen war wegen irgendeinem Heilmittel, das letzten Endes Katherine in die Hände bekam und was aus Klaus geworden ist. Nun, da es in den letzten Jahren recht ruhig geworden war, nehme ich an, dass er entweder die Stadt verlassen hat oder bereits auch schon das zetliche gesegnet hat. Was ich allerdings eher weniger glaube. Außerdem gibt es da vielleicht noch eine Sache, die du noch nicht weißt: Er hat einen Sohn mit einer Wölfin. Was aber aus diesem geworden ist kann ich dir nicht sagen. Ich meine, ich sitze schließlich nicht 24 Stunden am Tag herum und kümmer mich um die Laufbahn der Mikaelsons." Und das stimmte schließlich auch. Warum fragte sie gerade Damon, ob er ihr etwas über diese Familie erzählen konnte? Gerade er, der absolut nichts mit ihnen zu schaffen hatte. Das war auch schon alles, was ihm zu diesem Thema einfiel.

Er sah sie an. Leicht verwundert war er doch darüber, dass sie ihn nicht davon abhalten würde, Klaus zu töten, wenn er es denn unbedingt so wollte. Aber wahrscheinlich sah Emilia auch ein, dass es für alle Beteiligten womöglich nur das Beste war, wenn Klaus nicht mehr unter ihnen weilen würde. Also nickte er bloß und gab ein kurzes "Danke" von sich, dafür, dass sie versuchen wollte, herauszufinden, was es mit der Blutlinie auf sich hatte. Er nickte. "Klaus hat einen Sohn, ich kann das eigentlich selber gar nicht so recht glauben und ich schätze, dass er sich wohl auch nicht sonderlich gut um diesen Jungen kümmert. Auch wenn ich es ungern sage, aber bei Rebekah wäre dieser eindeutig besser aufgehoben. Und was die Sache mit Kol betrifft. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob er und auch Finn immer noch das Reich der Toten aufsuchen. Vielleicht hat eine Hexe sie auch schon längst aus dem Jenseits befreit. So wie ich Klaus kenne, würde er eine Hexe schon dazu genötigt haben, seine Brüder zurückzuholen. Auf jedenfall habe ich allerdings nichts weiter von ihnen gehört." Er zuckte nur unwissend die Schultern. Bevor er sich ein weiteres Mal umsah, fragte er noch: "Willst du noch etwas wissen?" Schließlich hatte er vielleicht noch einige Informationen parat, an die er von selber gerade nicht dachte.